Hörsysteme können bald Gedanken lesen

Am Forschungszentrum Eriksholm entwickelt Oticon die Hörsysteme der Zukunft. Diese werden erkennen können, welche Klänge der Nutzer bevorzugt und sich automatisch darauf einstellen. Ein Prototyp existiert bereits.

Revolutionäre 4D-Sensortechnologie

Die Kommunikation in lauten und dynamischen Umgebungen stellt besonders für Menschen mit Hörverlust eine immense Herausforderung dar. Hörgeräte verarbeiten Klänge, individuellen Hörabsichten der Träger standen

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Der dänische Hörsystemhersteller Oticon betreibt seit über 40 Jahren das eigene Forschungszentrum Eriksholm in Snekkersten, 50 km nördlich von Kopenhagen. Ein Schwerpunkt der Forschungstätigkeit liegt derzeit auf dem kognitiven Hören. Anhand hochentwickelter Elektroenzephalographie (EEG) und medizinischer Messungen untersuchen die Forscher die kognitiven Prozesse, die sich beim Hören abspielen. Sie wollen herausfinden, wie sich eine Hörbeeinträchtigung auf die Aufmerksamkeit und das Ermüden der betroffenen Person auswirkt.

Gedankengesteuerte Hörhilfe
Langfristig sollen Hörsysteme entwickelt werden, die wichtige Informationen über den Höraufwand des Nutzers durch direktes physiologisches Monitoring liefern. Am Forschungszentrum Eriksholm wurde bereits der Prototyp eines Hörsystems entwickelt, das Hirnströme direkt im Ohr misst. Dies erfolgt anhand im Hörsystem integrierter EEG-Sensoren. Dank der räumlichen Nähe von Gehör und Gehirn ist eine solche Messung im Gehörgang sehr effizient – das Hörsystem kann somit sozusagen Gedanken lesen und sie automatisch in eine bessere Hörleistung umsetzen. Praktisch nimmt es in einer Umgebung mit verschiedenen Sprechern mehrere Stimmen auf und trennt sie anschließend voneinander. Dazu wertet es die Messdaten aus und stellt anhand der Gehirnströme fest, auf welche Stimme oder welchen Klang aus der Umgebung – zum Beispiel Musik oder Tiergeräusche -der Nutzer sich konzentrieren möchte. Das entsprechende Signal wird dann hervorgehoben. In Zukunft werden Hörsysteme also selbst erkennen, wen oder was der Träger hören will und die Signalverarbeitung automatisch daran anpassen. Dies wird sich in geringerer Hörleistung und somit Ermüdung des Nutzers niederschlagen und sich auch auf die Sprachverständlichkeit in Umgebungen mit Hintergrundgeräuschen positiv auswirken.

Überwindung des Party-Syndroms
Wenn viele Sprecher vorhanden sind, empfinden Menschen mit Hörverlust das Gesagte vielfach als Stimmenbrei, man spricht dann auch vom „Cocktailparty-Syndrom“. Schon heute verfügen Hörsysteme der letzten Generation über Technologien, die es dem Nutzer ermöglichen, seine Aufmerksamkeit wie beim natürlichen Hören auf verschiedene Gesprächspartner zu lenken. Er kann selektiv die Klänge seiner Wahl verstärken, um das Hörerlebnis so angenehm wie möglich zu machen. Die Hörsysteme der Zukunft werden über verschiedene EEG-Sensoren verfügen, um das Klangerlebnis in anspruchsvollen Hörsituationen automatisch auf die persönlichen Erfordernisse des Trägers abzustimmen. Noch dauert der komplexe Verarbeitungsprozess einige Sekunden, aber die Forscher arbeiten mit Hochdruck daran, daraus Millisekunden und somit ein Echtzeitempfinden zu machen.

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